12:00 - 13:00 Uhr / UniMS
Demonstrationsfreiheit ist ein Grundpfeiler der Demokratie – doch in den Augen vieler gilt sie offenbar nicht für alle gleichermaßen. In seinem Vortrag zeigt Prof. Dr. Daniel Bischof, wie Bürger*innen in Deutschland Proteste unterschiedlich bewerten – je nachdem, wer demonstriert. In einem groß angelegten Experiment hat er mit seinem Team getestet, wie Menschen auf nahezu identische Protestaktionen von Landwirt*innen und Klimaaktivist*innen reagieren. Das Ergebnis ist ernüchternd: Während Bauernproteste breite Zustimmung erfahren, wird Klimaprotesten deutlich weniger Toleranz entgegengebracht – bis hin zur Unterstützung klar undemokratischer Maßnahmen gegen die Demonstrant*innen wie etwa einer „Inhaftierung ohne Prozess“. Diese Doppelmoral verdeutlicht: Auch in gefestigten Demokratien wie Deutschland geraten demokratische Normen ins Wanken, sobald politische Identitäten ins Spiel kommen. Der Vortrag zeigt anhand zahlreicher Studien, wie tief selektive Toleranz in Demokratien verankert ist. Zudem wird erläutert, wie diese Doppelmoral entsteht, was sie für unsere Gesellschaft bedeutet – und wie wir alle ihr möglicherweise begegnen könnten.
Die Veranstaltung ist eine extra Hochschultagveranstaltung.
Dozent*innen: Prof. Dr. Daniel Bischof
Anzahl der freien Plätze: 30